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Varroa Behandlung mit Ameisensäure

1. Ameisensäure

Die Ameisensäure ist in der Natur ein bekannter Wirkstoff gegen Milben. Vögel baden beispielsweise gerne im Ameisenhaufen, um sich von den Milben in den Federn zu befreien. Auch bei Bienen wirkt die Ameisensäure gegen die Varroamilbe. Deshalb verdunsten Imker die Säure im Bienenstock, um die Milbe zu bekämpfen1).

Ameisensäure ist farblos, stark ätzend und schwerer als Luft. Deshalb sinkt sie im Bienenstock nach unten und wird meistens von oben verabreicht. Sobald die Luft im Stock eine gewisse Konzentration von Ameisensäure enthält, werden die Milben abgetötet oder geschädigt. Die Luft im Stock ist dann so übersäuert, dass die Milben nicht mehr richtig atmen können. Das hängt mit dem Körper der Varroamilben zusammen: Die Milbe ist relativ leicht, hat aber eine grosse Körperoberfläche, deshalb hat sie eine höhere Atmungsaktivität als Honigbienen. Diese sind weniger empfindlich gegen den Ameisensäuredampf. Da die Zelldeckel bei Brutzellen luftdurchlässig sind, verbreitet sich auch dort die Ameisensäureluft und schädigt die Milben in der Brut. Zudem paaren sich die Milben nicht mehr so effizient, wenn Ameisensäure im Stock ist.

1.1 Vorteile der Ameisensäurebehandlung

  • Wirkt in geschlossener Brut: Als einziges Varroabekämpfungsmittel tötet die Ameisensäure auch Milben in der Bienenbrut ab.
  • Wirkt gegen Tracheenmilben: Die Tracheenmilbe ist ein weiterer Parasit, der den Bienen schadet. Diese Milbe sitzt in den Luftröhren der Bienen und wird deshalb vom Imker oft nicht bemerkt.
  • Keine Resistenzen: Bei neuartigen, synthetischen Mitteln werden Varroamilben schnell resistent, sie wirken also irgendwann nicht mehr. Bei der Ameisensäure als natürliches Mittel gibt es dieses Problem bisher nicht.
  • Zulassung für Bio-Imker: Als organische Säure darf die Ameisensäure auch von Bio-Imkern angewandt werden.

1.2 Nachteile der Ameisensäurebehandlung

  • Brutschäden: Befindet sich direkt unter dem Verdunster Brut, wird sie häufig geschädigt. Deshalb ist es gut, vor der Behandlung die Bienen etwas zu füttern. Dann legen sie oben in den Waben einen Futterkranz an und brüten nicht bis zum Oberträger durch. Auch bei hohen Temperaturen von über 30°C kann die Bienenbrut durch die Ameisensäure geschädigt werden. Die Bienen reissen die Brut dann heraus und man findet auf dem Flugbrett häufig weisse Larven.
  • Ameisensäure desinfiziert: Die Ameisensäure tötet auch Bakterien, Pilze und Viren ab. Ist doch positiv – sollte man meinen. Doch darunter sind auch wertvolle Mikroorganismen (Antagonisten), die dem Bienenvolk helfen, gesund zu bleiben.
  • Abhängig von Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Damit die Säure wie gewünscht verdunstet, müssen die äusseren Bedingungen passen. Ist es zu kalt, wirkt die Ameisensäure nicht. Ist es zu warm, kann sie auch Brut und Bienen schaden. Da die Ameisensäure Wasser zieht, ist es schlecht, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Dann ist die Konzentration der Ameisensäure in der Stockluft nicht hoch genug. Deshalb sollte man die Bienen nicht bei Regenwetter oder Nebel behandeln und nicht parallel füttern. Denn auch bei einer Fütterung verdunstet Wasser und die Wirkung der Ameisensäure ist geringer.
  • Bienen reagieren empfindlich: Teilweise brausen die Bienen auf, wenn man die Ameisensäure mit einem Verdunster in den Stock gibt. Manche Völker versuchen zudem die übersäuerte Luft hinaus zu fächern, deshalb sieht man vor den Fluglöchern häufig abgestorbenes, braunes Gras. Manche Bienen flüchten auch vor der Säure: Sie machen einen Bogen um die Verdunster und hängen sich teilweise vor dem Flugloch auf.

2. Anwendung der Ameisensäure

Der Bienengesundheitsdienst empfiehlt in seinem Konzept zwei Sommerbehandlungen mit Ameisensäure. Die erste Behandlung findet direkt nach der Sommerhonigernte spätestens Ende Juli statt und kann auch durch eine Oxalsäurebehandlung ersetzt werden, wenn das Volk durch eine geeignete Massnahme wie Brutstopp, Bannwabe oder komplette Brutentnahme brutfrei gemacht wurde. Die zweite Behandlung die spätestens Mitte September beginnt muss zwingend mit Ameisensäure durchgeführt werden.

Für die Behandlung mit Ameisensäure empfiehlt der Bienengesundheitsdienst die Verwendung des Liebig-Dispensers oder des Nassenheider-Verdunster professional. Bei diesen beiden Dispenser wird die flüssige Ameisensäure vorgängig in einzelne Behälter abgefüllt und in wissenschaftlichen Studien eine Wirksamkeit von mehr als 85% gegen die Varroa Milbe nachgewiesen.

Aber auch andere Verfahren schneiden in diesen Untersuchungen nicht schlecht ab. Jedes Verfahren hat seine Vor- und Nachteile.

2.1 Nassenheider Verdunster: Allwettertauglich

Im brandenburgischen Dorf Nassenheide erfand 1995 der Imker Bruno Becker in Zusammenarbeit mit Weiland Werkzeugbau GmbH & Co. KG in Hoppegarten bei Berlin einen Verdunster für Ameisensäure. Der Nassenheider® Verdunster konnte bis heute über eine halbe Million Kunden von sich überzeugen.

Vorteile: Der Nassenheider Verdunster Professional passt sich durch das patentierte 2-fach-Dochtsystem selbständig an wechselndes Wetter an und funktionieren daher bei Tageshöchsttemperaturen von 10°C-35°C. Bei Tageshöchsttemperaturen über 30°C bis 35°C ist aber besondere Vorsicht geboten: kleinsten U-Docht (Größe 1) verwenden und das Verhalten der Völker beobachten.

Nachteile: Der Nassenheider Verdunster Professional hat viele Einzelteile die gelagert und beim Einsatz richtig zusammengesetzt werden müssen.

2.2 Liebig Dispenser

Dr. Gerhard Liebig von der Uni Hohenheim entwickelte einen Dispenser für die einfache Anwendung der Ameisensäure. Dieser Dispenser wird von BioVet Andermatt in der Schweiz hergestellt und vertrieben.

Vorteile: Relativ kostengünstig und sicher in der Anwendung.

Nachteile: Die Fliessgrösse muss der mittleren Temperatur angepasst werden. Bei grossen Tag und Nacht Temperaturunterschieden ist die Wahl der richtigen Fliessgrösse nicht einfach. Ein Einsatz unter 15°C ist nicht vorgesehen (Wetterprognose beachten).

2.3 FAM Dispenser: Schweizer Langzeitverdunster

Vom Forschungszentrum in Liebefeld wurde vor 1998 ein erster Dispenser für die Langzeitbehandlung mit Ameisensäure entwickelt.

Nachteile: Es wird direkt auf dem Bienenstand mit flüssiger Ameisensäure gearbeitet.

2.4 Apidea Dispenser

Der flache APIDEA Ameisensäure-Dispenser mit grünem säurebeständigem Kunststoff und seinem saugfähigen Viscoseschwammtuch als Trägermaterial ist mehrmals verwendbar. Er ist ausgerüstet mit zwei Platten mit Verdunstungsöffnungen, die zum Einstellen der Verdunstungslöcher gegeneinander verschiebbar sind.

Vorteile: Nur 1cm flach und einfach Handhabbar.

Nachteile: Temperaturbereich manuell einstellen und hantieren mit flüssiger Ameisensäure auf dem Bienenstand.

2.5 Gelstreifen für einfache Anwendung

Die MAQS-Streifen sind ein Fertigpräparat das mit Ameisensäure imprägniert ist und diese über sieben Tage abgeben. Die Behandlung ist relativ einfach: Man muss nur die Verpackung entfernen und die Streifen auf die Waben legen. Dafür ist das Präparat vom Hersteller Andermatt BioVet im Vergleich zur Ameisensäure ad us. vet. relativ teuer. Ein Vorteil ist, dass MAQS auch bei niedrigen Temperaturen eine hohe Wirksamkeit aufweist. Bei hohen Temperaturen (über 30°C) kann es bei dieser Ameisensäurebehandlung hingegen zu Brutschäden kommen.

2.6 Schwammtuch: Die Schockbehandlung

Obwohl es mittlerweile professionellere Verdunster gibt, verwenden viele Imker noch ein Schwammtuch zur Ameisensäurebehandlung. Hier tränkt man ein Haushalt-Schwammtuch mit 2 Milliliter pro besetzter Wabe. Anschliessend legt man es auf die Rähmchen, die Säure verdunstet dort ziemlich schnell. Das hat Vor- und Nachteile: Das Schwammtuch taugt nicht für eine langfristige Behandlung, deshalb muss mehrmals behandelt werden. Bei feuchter, kalter Witterung kann das Schwammtuch jedoch eine geeignete Notmassnahme sein.

1)
Quelle für Abschnitt 1: Bienen und Natur
behandlung_mit_ameisensaeure.1648573057.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/03/29 18:57 von felserm

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