Inhaltsverzeichnis
Teilen und Behandeln
1 Motivation
Mitte bis Ende Juli werden bei den Wirtschaftsvölkern die Honigräume abgeräumt. Zurück bleiben Völker mit vielen Flugbienen, einer umfangreichen Brut mit potentieller Varroa Belastung und der Aufgabe, die alten Brutwaben spätestens alle drei Jahre auszuwechseln. Dazu gibt es verschiedene Lösungsvorschläge mit Vor- und Nachteilen:
1.1 Kunstschwarm
Der erfahrene Imker macht gerne aus einem oder mehreren Wirtschaftsvölker beim Abräumer der Honigräume einen Kunstschwarm, um die Bienenmasse für die Bildung von Jungvölker zu nutzen. Das restliche Wirtschaftsvolk wird aufgefüttert und gemäss Behandlungskonzept mit Ameisensäure gegen Varroa behandelt.
- Vorteile: Nutzen der Bienenmasse, neue Jungvölker mit geringer Varroabelastung
- Nachteile: Ameisensäure ist eine Belastung für das Volk und kann zu Brutstopp oder Verlust der Königin führen. Die Wabenerneuerung für das Wirtschaftsvolk ist damit nicht gelöst.
1.2 Totale Brutentnahme (TBE)
Alle Brutwaben werden dem Wirtschaftsvolk entnommen, das Volk wird auf Neubau gesetzt und mit Oxalsäure entmilbt. Im Merkblatt 1.6.4 Komplette Brutentnahme mit Brutverwertung des BGD werden die Brutwaben in einer Brutscheune zusammengefasst und die so gewonnenen Bienen für Kunstschwärme verwendet. Die Brutwaben werden nach Auslaufen der Brut alle eingeschmolzen. Die Graphiken zeigen dabei den Einsatz in einem CH-Kasten. Das Verfahren kann aber auch in Magazinbeuten angewendet werden.
- Vorteile: Vollständige Wabenerneuerung wird durchgeführt, erste Sommerbehandlung mit Ameisensäure kann durch eine Oxalsäurebehandlung ersetzt werden.
- Nachteile: Umhängen der Waben, Abwischen der Bienen und die Betreuung der Brutscheune und Kunstschwärme ist eine aufwändige Arbeit.
1.3 Teilen und Behandeln (TuB)
Gemäss den Anleitungen von Gerhard Liebig und Pia Aumeier zum Teilen und Behandeln wird ein Wirtschaftsvolk in einen weiselrichtigen Flugling und einen weisellosen Brutling aufgeteilt. Dazu wird in einem Zander Magazin aus einer Honigzarge und der Königin ein Flugling erstellt, und aus den beiden Brutraumzargen ein Brutling, der eine neue Königin nachzieht. Wenn der Brutling mit der Nachzucht der Königin nicht erfolgreich ist, werden die Völker im Oktober für die Überwinterung wieder vereinigt.
- Vorteile: Sehr einfache Handhabung mit ganzen Zargen und Oxalsäure, ohne Ameisensäurebehandlung möglich.
- Nachteil: Mit ungeteiltem Brutraum (CH-Kasten oder Dadant Magazin) so einfach nicht ohne Anpassungen durchzuführen.
Pia Aumeier hat in der Bienenzeitung 08/2021 ab Seite 24 einen Beitrag zum Teilen und Behandeln. Dort sind die Termine leicht anders gehalten als in den älteren Dokumentationen.
1.4 Beurteilung
Die Verfahren TBE und TuB sind sehr ähnlich. Die Frage stellt sich nun: Wie kann ich in einem ungeteilten Brutraum dieses Verfahren TuB anwenden, oder wie kann die TBE vereinfacht werden?
Futter: im angepassten Brutraum hat es praktisch kein Futter. Wenn man keine Futterwaben zugeben kann oder will, ist aber eine Fütterung notwendig. Die Zugabe von Flüssigfutter bei der Teilung öffnet das Risiko von Räuberei. Der Flugling mit den alten Bienen kann sich besser gegen Räuberei wehren als der Brutling.
Zargen: im einzargigen Dadant Brutraum kann man nicht mit Zargen Teilen und Vereinigen. Dazu muss man die einzelnen Brutwaben nehmen.
Hier der Versuch eine Beschreibung für ein Vorgehen mit 12er Dadant Magazinen.
2 Notwendiges Material
- Käfig und Futterteig für Königin
- Ein zusätzliches, vollständiges Magazin mit Mittelwänden
- Idealerweise ein oder zwei Futterwaben
- Futtersirup wie bei einer Winterauffütterung
- Material für die Oxalsäurebehandlungen
3 Vorgehen nach der Sommerernte
Wir haben ein Wirtschaftsvolk mit eingeengtem Brutraum mit 6-7 Brutwaben mit nur wenig Futter. Wir beginnen Mitte Juli, spätestens Ende Juli.
Tag 1 Aufteilen
- Königin im Wirtschaftsvolk suchen und mit Futterteigverschluss käfigen
Brutling:
- Brutraum auf einen neuen Boden einige Meter neben das Wirtschaftsvolk stellen
- Sicherstellen dass min 2 kg Futter vorhanden sind, wenn nicht mit Futtersirup ergänzen
- Flugloch verengen, wenn Flüssigfutter Bienenkanal einsetzen
Flugling:
- Am alten Standort des Wirtschaftsvolkes auf den alten Boden eine Brutraumzarge mit Mittelwänden stellen, Königin im Käfig dazu geben
- Eine Futterwabe dazu geben oder als Notlösung mit 1 Liter Futtersirup Füttern
- Flugloch einengen
Nun werden sich alle Flugbienen im Flugling bei der Königin versammeln. Die Königin ist auf Neubau gesetzt und beginnt sobald der Käfig freigefressen ist mit dem Legen. Der Brutling hat nur noch die jungen Ammenbienen, ist vom vorhandenen Vorrat abhängig um die Brut aufzuziehen und hat nur wenige Sammlerinnen und Wächterinnen.
Tag 3 Flugling behandeln
- Alle Flugbienen sind nun im Flugling (bis zu 2/3 der Bienen)
- Die Königin ist freigefressen und stiftet
- Oxalsäurebehandlung des Fluglings durchführen
- Jetzt kann der Flugling mit 5 Liter Sirup gefüttert werden
Eventuell ist auch das Futter im Brutling zu ergänzen.
Tag 24 - 27 Brutling ist Brutfrei
- Alle vorhandene Brut ist geschlüpft
- Alte Brutwaben entfernen (→ einschmelzen) und durch Mittelwände ersetzen
- Oxalsäurebehandlung des Brutlings durchführen
- Unterlage einlegen
- Brutling mit 5 Liter Sirup füttern
Nachschaffungskönigin ist jetzt geschlüpft. Sind keine Stifte vorhanden, wird nach drei Tagen nochmals kontrolliert. Die Königin ist erst ab dem 27. Tag sicher in Eilage.
Tag 24 - 26 Notmassnahmen
Wenn nach 4 Tagen mehr als 3000 Varroa gefallen sind, ist sofort eine zweite Oxalsärenbehandlung durchzuführen.
Wenn der Brutling immer noch Weisellos ist (ist bei 10% der Fall), diesen auflösen oder mit einer Jungkönigin aus einem schwachen Ableger beweiseln.
Im September füttern
Die beiden Völker werden getrennt aufgefüttert.
Im Oktober Rückvereinigung falls erwünscht
Falls nötig beide Volksteile wieder vereinigen, in 90% ist jedoch eine seperate Einwinterung möglich.
Wie dieses Vereinigen mit einem Dadant Brutzargen genau geht ist mir noch nicht ganz klar.
4 Erfahrungen bei der Umsetzung
Hier die persönlichen Erfahrungen bei einem Versuch im 12er Dadant von Edith und Max Felser:
22.7.2021: Das Volk 5 war im Sommer auf 6 BW, mit Brut auf allen Waben. Die Drohnenwabe schon vorher entfernt. Beim Abräumen der Honigzargen mit der Bienenflucht haben wir direkt 4 Mittelwände je zwei links und rechts angefügt.
24.7.2021: Beim TuB Tag 1 mussten wir das Volk dreimal durchsehen um die Königin zu finden. Schlussendlich haben wir diese nicht gekäfigt, sondern am Schluss der Trennung in den Flugling wieder einlaufen lassen. Wir haben nun die 6 Brutwaben inklusive die Pflegebienen in den Brutling verschoben und den Flugling mit 3 weiteren Mittelwänden (eine davon schon ausgebaut) ergänzt. Die 4 Mittelwände sind in den letzten drei Tagen schon ausgebaut worden und die Königin hatte in eine der Waben schon Eier gelegt. Somit ist der Flugling nun auf 7 Brutwaben. Auf Grund der schlechten Wetterprognose haben wir sofort mit 4 Liter gefüttert.
Den Brutling basierend auf einem neuen Magazin nur 2 Meter entfernt mit den 6 Brutwaben aus dem Volk 5 (es hatte auch hier frische Stifte) und mit 2 Futterwaben ergänzt. Somit ist der Brutling nun auf 8 Brutwaben. Auf Grund der schlechten Wetterprognose haben wir sofort 5 Liter Sirup gegeben. Dieses Flugloch haben wir mit einem selbstgebauten Bienenkorridor verengt, damit sich das Volk gegen Räuberei besser wehren kann.
27.7.2021: Am TuB Tag 3 haben wir den Flugling mit Oxalsäure besprüht und weitere 4 Liter Sirup gegeben. Die Königin hat weiter gestiftet. Wie erwartet gibt es noch keine verdeckelte Brut.
Beide Völker stehen auf Stockwaagen. Die Gewichte nehmen bei beiden Völkern ab. Ein Zurückfliegen der Bienen vom Brutling zum Flugling konnte auf der Waage nicht beobachtet werden, da die Messung erst ein paar Stunden nach dem Teilen eingeschaltet wurde. Wenn überhapt hat ein solcher Effekt somit nur in den ersten 2-3 Stunden stattgefunden.
7.8.2021: Auf Grund der Gewichtsabnahme werden beide Völker mit etwas Sirup (2-3 Liter) gefüttert.
14.8.2021: Der Flugling hat im Freiraum eine komplette Drohnenwabe im Naturbau erstellt, Diese wurde entfernt und zwei weitere Mittelwände gegeben. Offensichtlich haben wir dem Flugling zu wenig Platz gegeben. Der Brutling ist nun Brutfrei und wird mit Oxalsäure besprüht. Zwei alte Brutwaben werden aufgeritzt und für das leeren hinter das Schied gesetzt und durch neue Mittelwände ersetzt.
24.8.2021: Brutling ist Weichselsichtig, die Königin hat auf drei Waben gestiftet. Die zwei Waben hinter dem Schied werden entfernt. In den 10 Tagen nach der Behandlung sind ca 180 Varroa gefallen.
1.10.2021: Beide Völker haben zu viel Varroa und eine Oxalsäurenbehandlung mit dem Varrox Eddy wird durchgeführt.
1.11.2021: Immer noch haben beide Völker zu viel Varroatotelfall und werden nochmals mit Varrox Eddy behandelt.
25.12.2021: Nun wird die ordentliche Winderbehandlung mit dem Varrox Eddy durchgeführt. Die Varroa Belastung geht jetzt endlich zurück.
In der Nachschau hätte man bei beiden Völkern eine 2. Sommerbehandlung mit Ameisensäure durchführen müssen. Das einmalige Sprühen im Brutfreien Zustand hat nicht genügend gewirkt.
6.3.2022: Beide Völker sind aktiv und gut durch den Winter gekommen. Die Kontrolle der Weiselrichtigkeit steht noch aus.
Stand — Felser Max 2022/03/15 19:02