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Völker beurteilen
Auch im Merkblatt 4.7 Völkerbeurteilen und auslesen wird darauf hingeweisen, dass Völker als stark oder schwach beurteilt werden sollen. Für Jungimker sind klare Kriterien hilfreich und für wissenschaftliches Arbeiten absolut notwendig. Hier ein Versuch ein paar Hinweise zu Volksstärke, Brut und Futtervorrat zu geben.
- Alle Daten als Kurzüberblick von Pia Aumeier
1 Volksstärke
1.2 Volksstärke schätzen
Um die Entwicklung von Bienenvölkern genau verfolgen zu können, schätzen Wissenschaftler die Volksstärken mit der sogenannten Liebefelder Schätzmethode. Das Vorgehen zum Schätzen der Volksstärke nach der Liebefelder Schätzmethode ist relativ einfach und kann jeder Imker erlernen.
- Liebefelder Methode als pdf zusammengefasst
- Der on-line Test ob man das Verfahren begriffen hat
- Beispiel einer Schätzung von einem Jungimker
Dr. Liebig zeigt hier am Beispiel des Zander Magazins wie es geht.
Pro Seite (130 pro dm2):
- Dadant BW 1400 Bienen, somit 175 Bienen auf einem Achtel der Seite
- CH Kasten BW 1200 Bienen, somit 150 Bienen auf einem Achtel der Seite
- Zander 1000 Bienen, somit 125 Bienen auf einem Achtel der Seite
1.2 Volksstärke beurteilen
Es gelten gemäss Agroscope: Volksentwicklung bei der Honigbiene (Tabelle 5 auf Seite 73) die folgenden Kennzahl für die Anzahl Bienen:
- Einwinterungspopulation: 8000 – 15000
- Normaler Winterverlust: 2000 – 3000
- Auswinterungspopulation 5000 – 13000
- Populationsspitze im Sommer 25000 – 40000
- Aufgezogene Jungbienen pro Saison 130000 – 200000
Ein Volk das mit weniger als 5000 Bienen auswintert kann somit als schwach bezeichnet werden. Dies sind bei einem Dadant Magazin weniger als 3,5 Seiten (= 28 Achtel) voller Bienen und beim CH-Kasten 4 Seiten (32 Achtel) von Brutwaben voller Bienen.
2 Brut
2.1 Brut schätzen
Die Schätzung der Brut kann mit der gleichen Methode wie die Volksstärke und auch gleichzeitig wie die Volksstärke erfasst werden.
Auf einem dm2 haben bis zu 400 Zellen mit einem Durchmesser von 5,4 mm platz. Somit lässt sich die Anzahl Zellen pro Seite einer Brutwabe abschätzen:
- Dadant: ca. 11 dm2 = ca. 4'400 Zellen somit 550 Zellen auf einem Achtel der Seite
- CH-Kasten: ca. 9 dm2 = ca. 3'600 Zellen somit 450 Zellen auf einem Achtel der Seite
- Zander: ca 8 dm2 = ca. 3'200 Zellen somit 400 Zellen auf einem Achtel der Seite
- Beispiel zum üben Deutsches Bienen Journal
2.2 Brut beurteilen
Nach der Paarung ist die Königin dazu fähig, ein Ei pro Minute zu legen. Dies entspricht 1.000 bis 1.440 Eiern pro Tag. In Spitzenzeiten sind sogar Maximalwerte von bis zu 2.000 Eiern möglich.
Bei einer Brutzeit von 21 Tagen für Arbeiterinnen sind somit in einem Volk maximal 42'000 Brutzellen belegt. Mit der aktuellen Grösse der Brut kann die durchschnittliche Legeleistung der Königin der letzten 21 Tage abgeschätzt werden.
Die maximal benötige Fläche lässt sich auch als maximale Anzahl von benötigten Brutwaben (BW) ausdrücken. Für einen angepassten Brutraum sollten noch 1-2 zusätzliche Brutwaben für Pollen und Reserve gegeben werden:
- Dadant: ca. 4'400 Zellen somit 5 zweiseitige BW plus Reserve sind 6-7 BW
- CH-Kasten: ca. 3'600 Zellen somit 6 zweiseitige BW plus Reserve sind 8 BW
- Zander: ca. 3'200 Zellen somit 7 zweiseitige BW plus Reserve sind 9-10 BW
3 Futter
3.1 Futter schätzen
Der Futtervorrat in einem Bienenvolk kann auf verschiedene Arten geschätzt werden:
- Schätzung der Fläche des Futters auf den Waben
- Schätzung und Messung des Gewichts einer Brutzarge durch anheben der Zarge auf einer oder beiden Seiten
- Messung des Gewichts einer Beute mit einer Stockwaage
3.1.1 Flächen schätzen
Bei den einzelnen Waben wird die mit Futter bedeckte Fläche jeder Seite geschätzt. Dabei hat sich die Aufteilung in Achtel bewährt:
- Dadant: ca. 175 gr Futter auf einem Achtel einer Seite
- CH-Kasten: ca. 150 gr Futter auf einem Achtel einer Seite
- Zander: ca 125 gr Futter auf einem Achtel einer Seite
Die Summe der Achtel wird mit dem Gewicht multipliziert um eine Abschätzung des Futtervorrates zu erhalten. Nach diesem Vorgehen hat somit eine vollständig gefüllte Dadant BW 2,8 kg Futter.
3.1.2 Gewicht schätzen
Für eine Abschätzung des Futtervorrates einer Beute wird die Beute auf beiden Seiten etwas angehoben und mit einer Kofferwaage das Gewicht links und rechts oder vorne und hinten gemessen. Diese Messung wird nach mehrenen Wochen wiederholt. Aus der Veränderung der gemessenen Gewichte kann die Zunahme des Futtervorrats im Herbst oder die Abnahme des Futtervorrates durch den Winter abgeschätzt werden.
3.1.3 Gewicht messen
Mit einer Stockwaage kann das Brutto Gewicht einer Beute gemessen werden. Von diesem Gewicht kann das Leergewicht der Beute und das geschätzte Gewicht der Bienen abgezogen werden. Eine Biene ist ungefähr 1/10 gr. Somit sind 5'000 Bienen nur etwa 0,5 kg schwer.
3.2 Futter beurteilen
Gemäss dem BGD 4.2 Fütterung braucht ein Volk bei der Einwinterung 20 kg Futter.
Pia Aumeier gibt in ihrem Merkblatt Alle Daten als Kurzüberblick bei Trachtbeginn in nasskaltem Frühjahr einen Bedarf von 10 kg Futter an.
Gemäss BGD 3.2 Trachtlücken sollte nie weniger als 5 kg Futter im Volk sein, gemäss Pia Aumeier liegt das Minimum bei 1 kg Futter.