Inhaltsverzeichnis
Asiatische Hornisse
1. Dokumentationen
Die Vespa velutia wird oftmals als „Asiatische Hornisse“ bezeichnet. Diese invasive Art wurde von der Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzämter (KVU) in die Liste der unerwünschten Arten aufgenommen.
In den Asiatische Hornisse Empfehlungen vom 2. Juni 2023 sind von einer Arbeitsgruppe der KVU1) Handlungsanweisungen für die kantonalen Behörden zusammengestellt worden.
Das Merkblatt 2.7 Asiatische Hornisse gibt Hinweise zum Vorgehen als Imker.
- Meldeplattform für Sichtungen von asiatischen Hornissen und deren Nester asiatischehornisse.ch
- Karte von den gemeldeten Sichtungen von Infofauna Karte
- Verortung der einzelnen Sichtungen nach Art der Sichtung https://map.frelonasiatique.ch/
- Liste von Dokumenten von Apiservice Dokumentenliste
2. Aktuelle Ereignisse
Ab Juli 2023 werden alle Meldungen zur Asiatischen Hornisse in einer Datenbank erfasst. Eine unvollständige Liste findet sich hier
Hier ein paar Meldungen für den Deutschsprachigen Seebezirk und den Kanton Freiburg (unvollständige Liste):
- 26.11.2024, in Tafers wird die erste Ausbildung über die asiatische Hornisse auf Deutsch durchgeführt. Im Rahmen dieses Kurses Orten die Teilnehmer ein Hornissennest in Flamatt.
- 25.11.2023, in Düdingen (Guin) und Remaufens werden im Kanton FR die ersten Exemplare im 2023 gefunden
- 1. Juli 2023, die Schweizer Meldeplattform für die Asiastische Hornisse wird aufgeschaltet
- 28. Oktober 2022, erste bestätigte Sichtung im Seebezirk (Agriswil)
- 2. September 2022, erste bestätigte Sichtung im Kanton Freiburg wird bekannt (Montet Glâne)
3. Situation Erkennen und Beurteilen
Wann treten diese Asiatischen Hornissen auf?
- Nur die Königinnen überwintern und bauen im Frühling ein neues Volk auf. Dies wächst nach und nach bis auf eine Grösse von mehreren tausend Hornissen in einem Primärnest auf. Diese Primärnester sind oftmals in Hecken oder auch in Bodennähe angelegt. Bis zum Mai ist auch die Königin am Sammeln von Futter für die Aufzucht beteiligt.
- Im Sommer wechselt die Königin in ein Sekundärnest, das wesentlich grösser wird und bevorzugt höher als 10 Meter in Laubbäumen erstellt wird. Nun sind genügend Arbeiterinnen verfügbar, die Königin bleibt im Nest.
- Im Frühherbst werden viele Männer und mehrere hundert Königinnen aufgezogen. Damit entsteht ein grosser Bedarf an Eiweiss für die Aufzucht dieser Brut. Auf dem Land werden dazu vor allem Fliegen und Mücken gefressen, nur ein Drittel sind die verschiedenen Bienen. In Urbanen Aglomerationen decken alle Arten der Bienen rund 2/3 des Eiweisbedarfs.
- Im Herbst versiegt das Futterangebot der Insekten. Die einzige grosse Eiweisquelle sind die Hönigbienen, die als Volk überwintern.
- Im Winter organisieren die Königinnen eigene Überwinterungsnester und das Sekundärnest wird wieder leer. Asiatische Hornissen können bis 0°C fliegen und überleben auch mehrere Tage Frost.
- Somit können während der ganzen Bienenflugzeit einzelne Hornissen auftreten.
- Bis zum Mai besteht die Chance auch eine Königin beim Sammeln zu sehen.
- Im Spätsommer-Frühherbst (typischerweise so nach der Sommerernte) besteht das Risiko einer massierten Jagt bei den Bienenstöcken.
- Im Herbst ist es möglich, dass die Hornissen in eine Bienenbeute eines schwachen Volkes eindringen und die Bienen ausräumen.
Wie kann ich die Situation erkennen und beurteilen:
- Die Asiatischen Hornissen fallen vor einem Bienenstock sofort auf, da sie eher stationär fliegen, im Gegensatz zu den Bienen und auch den europäischen Hornissen.
- Die europäischen Hornissen jagen die Bienen vor allem wenn sich diese abgesetzt haben, die asiatischen Hornissen jagen die Bienen auch im Flug.
- Die europäische Hornisse kann auch nachts jagen, die Asiatische Hornisse braucht für die Jagt eine minimale Dämmerung.
- Die Merkmale sind eindeutig: eher schwarzer Körper aber gelbe Füsse. In der Regel ist die Asiatische Hornisse etwas kleiner als die Europäische Hornisse. Siehe auch die Bilder im Merkblatt 2.7 Asiatische Hornisse.
- Einzelne Hornissen sind für ein gesundes Bienenvolk kein Problem. Es wurde schon beobachtet, dass bei einem Versuch in den Bienenstock einzudringen auch Asiatische Hornissen von den Bienen abgestochen werden.
- Wenn viele asiatische Hornissen sich vor einem Bienenstock im stationären Flug versammeln, bilden die Bienen vor dem Flugloch für die Abwehr eine Bienenkugel. Dabei wird der Flugbetrieb eingestellt und in der Folge wurde auch beobachtet, dass die Königin nicht mehr legt. Schwache Völker werden mit dieser Situation überfordert.
- Schwache Völker die sich in der Beute zu einer Traube zurückgezogen haben, können von der Asiatischen Hornisse auch in der Beute attakiert und dezimiert werden.
Welche Gefahren bestehen für den Menschen:
- Asiatische Hornissen beim Sammeln von Futter und jagen von Insekten verhalten sich gegenüber den Menschen eher ruhig. Beim Aufnehmen von Nektar ist ihr Verhalten vergleichbar wie bei Hummeln.
- Wenn Menschen zu nahe (weniger als 5 Meter) an ein Nest der Asiatischen Hornisse herankommen, wird dies von den Hornissen als Bedrohung wahrgenommen. Sie verteidigen Ihr Nest sehr agressiv. Schon das Anleuchten mit einer Lampe kann die Agressionen auslösen.
- Ihr Stachel ist länger als derjenige von Bienen, die normalen Schutzanzüge können durchstochen werden.
- Das Gift ist vergleichbar wie das von Bienen oder Wespen. Es wurden aber vermehrt allergische Reaktionen festgestellt.
4. Massnahmen ergreifen
4.1 Melden
Kontrollen gemäss Vorgaben durchführen:
- Hat das Insekt mindestens 1.7 cm Körperlänge?
- Ist es ein fliegendes Objekt?
- Hat das Insekt vorwiegend schwärzliche gefärbten Brustteil und gelbe Beine?
Wenn ja gehen sie wie folgt vor:
- Fotografieren oder filmen Sie das Insekt oder das Nest2).
- Halten Sie Datum, Uhrzeit, Ort des Fundes fest.
- Melden Sie den Verdachtsfall via Schweizer Meldeplattform für die Asiastische Hornisse: asiatischehornisse.ch mit Angabe von Name Vorname E-mail und Telefon der meldenden Person.
Sie erhalten eine Rückmeldung (positiv oder negativ) per e-mail ob es sich um eine Asiatische Hornisse handelt. Die Dienststellen des betroffenen Kantons3) und des Bundes werden bei einer positiven Meldung automatisch orientiert.
4.2 Flugfeld einschränken
Treten massiert Asiatische Hornissen auf 4) und die Bienen beginnen sich vor den Fluglöchern zu versammeln kann vom Imker zur Unterstützung der Bienen der Anflugraum vor dem Flugbrett verbaut werden. Empfohlen wir der Bau eines Gitters mit Maschengrösse 6 mm (oder grösser) um das Flugbrett. Dieses Gitter kann von den Bienen problemlos durchschritten werden, für alle Arten von Hornissen wird die Jagt auf Bienen erschwert. Eine Anleitung dazu findet man im Merkblatt 2.7.1 Gittergeschütztes Flugloch
Als Alternative gibt es auch Hinweise, dass Blätter oder Büsche direkt vor den Fluglöchern für die Bienen kein Problem darstellen, aber den Asiatischen Hornissen den Terror vor dem Flugloch erschweren.
Die Massnahme ist dann erfolgreich, wenn die Bienen vor dem Flugloch keine Abwehrkugel bilden und der Flugbetrieb aufrechterhalten wird.
4.3 Flugloch verengen
Wenn die Bienen sich in die Beute zurückgezogen haben und den Flugbetrieb einstellen, ist es sinnvoll das Flugloch auf eine Höhe von 5,5 mm zu begrenzen. Dies schützt vor dem Eindringen der Asiatischen Hornisse (wie auch vor der Spitzmaus).
5. Nestsuche
5.1 Nestsuche durch Triagulation mit Dochtgläsern
Dieses Verfahren braucht keine spezielle Ausrüstung und hat sich in der Praxis oft bewährt. Die Verfahren ist ausführlich beschrieben in der Anleitung. Hier eine kurze Zusammenfassung.
1. Dochtgläser mit Locksirup aufstellen
Sobald einzelne asiatische Hornissen gesichtet wurden können Dochtgläser aufgestellt werden. Locksirup herstellen aus 1/3 Futtersirup, 1/3 Weisswein, 1/3 Bier und 1 EL Obstbrand. In den Deckel eines Glases ein Loch von 5 - 6 mm bohren/stechen und als Docht einen Streifen eines saugfähigen Lappens einziehen. Das Glas mit Locksirup füllen. Fliegen Bienen die Dochtgläser an, den Obstbrand-Anteil erhöhen.
2. Hornissen markieren
Sobald an den Dochtgläsern Asiatische Hornissen auftauchen, werden diese mit Hilfe eines Königinnenzeichungsgerätes eingefangen und farbig markiert 5). Nach der Zeichnung werden die Hornissen zurück auf das Dochtglas gesetzt. Sie werden zur Futteraufnahme an dieses Glas zurückkehren. Besuchen mehrere Hornissen das Dochtglas, werden sie mit unterschiedlichen Farben markiert. Tauchen die gezeichneten Hornissen regelmässig an der Futterstelle auf, kann zum nächsten Schritt übergegangen werden.
3. Flugrichtung erfassen
Die Abflugrichtung der gefütterten Hornissen weg vom Dochtglas zeigt die Richtung zum Nest an. Die Abflugrichtung wird in eine Karte eingezeichnet.
4. Distanz schätzen
Zur Schätzung der Distanz zum Nest werden die Zeiten zwischen Abflug und Wiederankunft an den Dochtgläsern gemessen. Für die Übergabe des Sirups6) an die Nestgenossinnen benötigen die Hornissen ca. 25 Sekunden. Eine Minute Flugzeit entspricht bei windstillen Verhältnissen und in ebenem und einfachem Gelände ca. 120 m Distanz zum Nest (hin und zurück!) 7). Die ermittelte Distanz wird über mehrere Messungen gemittelt auf der Karte eingezeichnet.
5. Präzisieren der Informationen
Soll die Flugrichtung erweitert werden, können Hornissen von den Dochtgläsern abgefangen und von anderen Standorten freigelassen werden. Die Hornissen müssen jedoch die Gelegenheit haben, sich vor der Freilassung mit Futter zu sättigen. Lässt man sie mit leerem Magen fliegen, kehren sie direkt zur Futterstelle zurück, ohne uns die Richtung zum Nest zu verraten. Nach Ablieferung der Fracht im Nest, wird sie umgehend zur ursprünglichen Futterquelle zurückkehren, wo sie für eine erneute Freilassung gleich wieder abgefangen werden kann.
6. Nestsuche
Ist der vermeintliche Standort des Nestes eingegrenzt, wird beim Schnittpunkt der Flugrichtungen mit der Suche begonnen. Mit dem Feldstecher werden Bäume, Büsche und Hecken abgesucht.
7. Informieren
Ein Nestfund muss wie die zuvor gesichteten Hornissen auf asiatischehornisse.ch gemeldet werden.
5.2 Vernichten der Nester
Das Vernichten der Nester der Asiatischen Hornisse sollen nur Fachleute vornehmen. Dies wird von den kantonalen Behörden organisiert. Die Aufgabe des Imkers beschränkt sich auf die Beobachtung der Hornissen und eventuelle Suche in der näheren Umgebung um solche Nester zu finden.
Das erste Nest im Kanton Freiburg wurde von aktiven Imkern gefunden, indem die Flugrichtung der an- und abfliegenden Hornissen beobachtet wurden und dann mögliche Nistplätze kontrolliert wurden.
Wenn mehr als eine Hornisse alle 10 Minuten Auftritt, kann eine aktive Suche des Nestes mit Peilsendern ins Auge gefasst werden. Beim Einsatz dieser Technologien ist mit Kosten von mehreren tausend Franken nur für die Suche des Nestes zu rechnen. Der Kanton Freiburg hat die Absicht mit dem Budget 2023 einzelne solche Suchaktionen finanzieren zu können.
Das Vernichten der Nester kann die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse nicht verhindern sondern nur verzögern.
6. Nicht empfohlene Massnahmen
6.1 Einsatz von Fallen
Der Einsatz von Fallen hat sich in der Praxis nicht bewährt.
- Wenn Flüssigkeiten als Köder eingesetzt werden, lockt man die Hornissen direkt zu den Bienen. Dies ist eher Kontraproduktiv.
- Wenn nur eine einfache Falle gebaut wird fängt man vor allem Wespen, Bienen und geschützte, europäische Hornissen. Der Anteil der Asiatischen Hornissen ist oftmals weniger als 10% des Beifangs und hat keine Wirkung auf die Bedrohungslage der Bienenvölker.
Es gibt auch Anleitungen und Produkte für „selektive“ Fallen. In diesen ist der Fangkegel aus einem 6 mm Gitter ausgeführt, so dass irrtümlich eingetretene Wespen und Bienen die Falle jederzeit wieder verlassen können. Es wird auch versucht mit einem Eintrittsschlitz von maximal 7 mm Breite die grösseren europäischen Hornissen nicht in die Falle eintreten zu lassen. Die praktischen Resultate im Einsatz einer solchen selektiven Falle im Kanton Freiburg haben gezeigt, dass keine Bienen und Wespen mehr gefangen werden, aber einheimische Hornissen immer noch 3-5 mal mehr gefangen werden als Asiatische Hornissen. Die Selektivität dieser Fallen ist für eine Bekämpfung der Asiatischen Hornisse ungenügend.